Placebo, Nocebo – na und?

placebo

Oft wird die Wirkung (z.B. von Reiki) abschätzig mit „Placebo“ wegerklärt. Nur um im nächsten Atemzug ein tatsächlich mit pharmazeutischer Chemie bestücktes Medikament als einzig Heilbringendes darzustellen. Spannend! So wird lediglich die Haltung oder der Geisteszustand des Angesprochenen in Frage gestellt – nicht aber die Wirkung!

Ironischerweise trifft auf jede Heilbringung – auch auf Chemie oder Reiki – zu, dass die eigene, subjektive Überzeugung die Wirkkraft mitbestimmt. Eben: der Glaube versetzt Berge. Längst ist diese Dynamik bekannt und wird in der Medizin effektvoll eingesetzt. Je unaussprechlicher der Name eines Medikamentes, je unleserlich das Gekrakel des verschreibenden Arztes, desto besser die Wirkung beim Menschen. Auch wenn die verabreichte Substanz nur Traubenzucker ist. Mindestens bei Menschen, die der Schulmedizin und deren Medikamente einen entsprechenden Stellenwert zumessen. Bei anderen ist es der Glaube, dass besonders widerlich schmeckende Medizin die beste sei, oder besonders teure. Ja gar die Farbe kann eine Rolle spielen.

Und natürlich stimmt auch das Gegenteil. Je überzeugter ich daran glaube, dass das Leben im Allgemeinen und meines im Besonderen ganz schwierig ist… nun, auch das wirkt. In der Epigenetik und modernen Psychologie ist die Macht der tief in uns verankerten Glaubenssysteme und unserer biographischen Prägungen als Mit- oder gar Hauptverursacher von Krankheiten ein anerkannter Fakt.

Was heisst das nun? Soll ich sofort zu glauben beginnen, alles sei gut. Und mich ganz feste zwingen, keinen negativen Gedanken mehr zu haben? Das kann man, ist vielleicht ein Anfang. Aber leider ist es nicht ganz so einfach, denn die Indoktrinationen sind oft komplex und tief begraben. So muss ihr Ursprung nicht zwingend in der eigenen Biographie liegen, sie kann eine kollektiv gehaltene Überzeugung sein oder ein in der Sippe über Generationen verhaftende Erfahrung. 

Was mir besonders gut an Reiki gefällt ist, dass es sich meiner Überzeugung entzieht. Denn meine „positiven Gedanken“ sind all zu oft Wunschdenken, gar „Geister die wir rufen“. Das Wissen, dass Reiki dem höchsten Gut dient, und ich dieses nicht zu bestimmen brauche, empfinde ich als tröstend und befreiend. Placebo oder dessen Gegenteil Nocebo* spielen, wenn überhaupt, nur eine Nebenrolle.

So las ich gerade heute in David Bolius‘ Kolumne „Reiki Wissenschaft“ im Reiki Magazin, dass eine Studie in öffentlich psychiatrischen Kliniken gezeigt hat, dass Reiki losgelöst vom Placebo seine Wirkung entfaltet: Wenn Probanden mit tatsächlichem Reiki behandelt wurden zeigten sie deutlich bessere Resultate im Vergleich zu Behandlungen von nicht-eingeweihten Therapeuten. Dies obwohl sie nicht wussten, dass sie teilweise nur „Fake“-Reiki erhielten und bei allen Behandlungen gleichermassen die Hoffnung auf Verbesserung, bzw. eine skeptische Einstellung hatten. Die Probanden bestanden aus Klinikangestellten. Es wurde Reduktion von Burnout-Symptomen und persönliche Orientierungslosigkeit beobachtet. 

Im Weiteren ist dieser Artikel inspiriert von der Publikation von Du bist das Placebo vom Neurowissenschaftler und Epigenetiker Joe Dispenza.

René Vögtli

*Der Nocebo-Effekt (lat. ‚ich werde schaden‘) ergibt im Gegensatz zum Placebo-Effekt (lat. ‚ich werde gefallen‘) eine scheinbare negative Wirkung eines Arzneimittels. Quelle: Wikipedia.

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