Keine Sekte – ein Versöhnungsakt

Reiki Verein für Kinder und Jugendliche, Portugal

Dass Reiki keine Sekte ist, wussten wir zwar. Aber jetzt hat der Österreichische Verband  gemeinsam mit der Wirtschaftskammer einen juristischen Sieg errungen, der das auch vor Gericht bestätigt.

Europäische Reiki Gruppe

Am 1. September formierte sich zum ersten Mal die Europäische Reiki Gruppe ERG (hier die Webseite). Sie hat zum Ziel, den nationalen Verbänden mit ihren Bemühungen zu dienen und über Ländergrenzen hinweg Informationen zu teilen. Bei dieser ersten Begegnung ging es um das gegenseitige Kennenlernen, darum festzustellen ob und welche gemeinsamen Interessen man verfolgt und natürlich um die Gründung der Gruppe.

Spontanes „Bravo“ im calvinistischen Genf!

Die Präsidentin des österreichischen Verbandes, ÖRBT, erzählte in der Kennenlern-Runde, dass es bei ihnen  die Berufsgruppe der Human-Energetiker gibt, die eine lange Tradition hat und sich mit Tausenden von Mitgliedern auch an der Handelskammer eintragen hat können. Das ist nicht unerheblich für die Anerkennungsbemühungen der einzelnen (Heil-)Methoden. Für Reiki bot sich eine gute Chance, sich dieser Gruppe anzuschliessen und so ein Stück weit von der Vorarbeit der Gruppe zu profitieren.

Das Problem war nur, dass es vor Jahren einen ministerialen Bescheid gegeben hat, durch den Reiki in Österreich als „Sekte“ eingestuft wurde. Mit dem obigen Ziel vor Augen ging der ÖRBT in einem langwierigen Prozess und gemeinsam mit der Wirtschaftskammer unter Einsetzung von Juristen dagegen an.

Am Treffen gaben die österreichischen Kollegen ihren Sieg bekannt. Spontane „Bravo“ Rufe und enthusiastisches Klatschen erklangen im calvinistischen Genf. Vor allem die französische Kollegin war sehr interessiert daran zu erfahren, wie die Österreicher das geschafft haben, was die juristische Argumentation war, denn auch in ihrem Land gibt es eine ähnliche Herausforderung.

…meine Hände zu reichen, ungeachtet der Herkunft…

Rührung im Antlitz der Kinder

Am Treffen in Genf gab es noch andere bewundernde AHA-Erlebnisse bei der Vorstellungsrunde der Verbände. Ein sehr berührendes für mich war, als die Portugiesen ihr Programm mit Kindern, Eltern und Lehrern in Schulen vorstellte. Als die Bilder der Kinder und deren Hingabe an Reiki auf der Leinwand erschienen, glänzte das eine oder andere Auge im Raume. Es war äusserst beeindruckend wie viel (Vor)Arbeit in Portugal schon geleistet wurde. Da können wir uns in der Schweiz ein grosses Stück davon abschneiden.

…die Passion für Reiki zu spüren und zusammen zu sein in dem was uns verbindet…

Verblüfft ans Ziel

Das Verblüffendste für mich überhaupt war, dass die Absicht und das Ziel für dieses erste Treffen ja nicht darin bestand, bereits wertvolle Informationen auszutauschen, sondern ERG zu formieren, also zum Beispiel eine Charta, eine Grundsatzdeklaration zu schreiben. Ehrlich gesagt hatte ich ziemlich viele Diskussionen erwartet, weil die nationalen Rahmenbedingungen sich doch sehr unterscheiden. Aber nein, es lief wie am Schnürchen. Wir waren allesamt im Flow und am Ende der anderthalb Tage war die Charta so gut wie fertig.

Dass darüber hinaus auch ganz Konkretes wie die Bombe aus Österreich herauskam – die für mich fast die Sprengkraft des Deutschen Bundesverfassungsgerichtsentscheid von 2004 hat – das hatte ich nicht erwartet.

Die Vorstandsvorsteherin vom Deutschen Verband ProReiki sammelte während dem Treffen die Anliegen aus den Ländern auf bunten Karten. Am Ende präsentierte sie die einzelnen Projekte. Gruppiert und erklärt hingen die Karten nun wie Farbkleckser am Whiteboard. Fasziniert schaute ich ihr zu wie sie nach wenigen Minuten sagte: „Nun kommt nach vorne und schreibt eure Namen unter die Projekte, für die ihr euch einsetzen mögt.“ 15 Anwesende – Präsidenten von nationalen Verbänden, Ärzte und Wissenschaftler, Repräsentanten von globalen Projekten, Menschen, die Pionierarbeit für die Reiki-Welt geleistet haben – alle standen sie auf und schrieben ihren Namen auf die Tafel. Fast alle. 

Online mit Dr. Dori Beeler, USA und John Curtin, Spanien

Klar, das ist erst ein Zwischenziel, eigentlich erst der Anfang. Aber einer an dem bereits Schritte der Annäherung und des gegenseitigen Verständnisses getan wurden. Das stimmt zuversichtlich. Wer mitmachen oder die Zukunft beobachten möchte, ERGs Webseite heisst reiki.group

Meine Rolle

Der geneigte Leser erahnt es schon. Ich hatte meinen Namen nicht unter eine der bunten Karten gesetzt. Ich sass da, beobachtend und bewegt (schliesslich war ich einer der Initianten von ERG und wurde Zeuge davon, dass wir da was ins Rollen gebracht haben) und ich fragte mich, was denn eigentlich meine Rolle hier ist. Klar, gerade auch in der Aufarbeitung eines solchen Treffens fällt genug Arbeit an, darüber brauchte ich mir keine Gedanken zu machen. Meine Frage war eine grundsätzliche. 

Wie ich dem emsigen Tun an der Wandtafel zuschaute wurde mir klar, dass ich keinen Verband vertrete. Zwar habe ich noch einen Sitz im Rat von ProReiki, aber eigentlich habe ich mich in den letzten Jahren aus Vereinigungen zurückgezogen. Nicht nur das, ich habe eine kritische Haltung gegenüber Anerkennungsbemühungen. Sie ist zwar für mich kein Widerspruch, denn ich bin der Überzeugung, dass beides gleichzeitig möglich ist: die Bemühungen der Professionalisierung zu befürworten und zugleich übertriebene Regulierungen bei der Berufsbildschaffung abzulehnen. Aber Verbandsarbeit habe ich genug geleistet in den letzten 25 Jahren und ist nicht mehr was ich anstrebe. 

Mein Beitrag an ERG, und mein gewichtigster Beweggrund dafür besteht darin, dass ich die aussöhnende Wirkung unterstützte. Wenn ich daran denke wie viel Ungerechtigkeit Reiki-Menschen unter dem Vorwurf des Sektierertums haben erleiden müssen, dann ist der österreichische Erfolg wahrer Seelen-Balsam. Es gab noch mehrere solche Beispiele am Treffen, aber lass Andere zu Worte kommen:

Versöhnung

Die holländische Vertreterin der Reiki Allianz brachte es in ihrem Bericht auf den Punkt. Dazu muss man wissen, dass die Allianz eine Vereinigung ausschliesslich für ihren spezifischen Reiki-Stil ist. Und zwar die älteste und weltweit bedeutendste. Die Holländerin war als offizielle Gesandte am ERG Treffen. Das kommt einem Brückenschlag aus iherer Welt zu der Stil übergreifenden und inklusiven Philosophie von ERG gleich. Das hat starken Versöhnungscharakter. Hier Helma Raders Worte:

„Was mich wirklich berührte war der Zusammenhang (die Kohärenz) in der Gruppe. Es nährte meine Sehnsucht, der Reiki-Welt meine Hände zu reichen, ungeachtet der Schule oder Linie; die Passion und Liebe für Reiki zu spüren und zusammen zu sein in dem was uns verbindet, statt Unterschiedlichkeiten zu diskutieren und beurteilen. Reiki zu bejahen in der heutigen Welt, die an einem Mangel an Einssein leidet.

Für mich ist das ein wichtiger Schritt zur Versöhnung; einander finden in dem was wir gemein haben: Reiki.“

 

Die Anwesenden

Vertreter der Verbände folgender Länder: Deutschland, Frankreich, Holland, Österreich, Portugal, Schweiz, United Kingdom (und Spanien online zugeschalten).

Vertreter der Reiki Allianz, der internationalen Projekte „2022 – Hundertjahrfeier Reiki“,  „reiki-conciliation“, „Reiki für Kinder und Jugendliche in Portugal“ (und von „Reiki Home“ online zugeschalten). 

Das Treffen stand unter der Patronage von SwissReiki. Es fand in den Räumen von Francis Vendrell und dessen Reiki Centre statt. 

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