René wird von Verband in Portugal interviewt

…über das Reiki Network, RIO und das neuste Videoprojekt, mit Blick auf Herausforderungen in Organisationen. Dieses sehr persönliche Interview wurde im Dezember im Newsletter des portugiesischen Reiki Verbandes veröffentlicht. 

Für deutschsprachige Leser, welche im Detail weiterlesen möchten:

 

Du warst Präsident des Reiki Network, auch mit Deiner Frau Mischa. Wie war diese Erfahrung?

Das Reiki Network ist ein internationaler Verband für Reiki Meister. Er befolgt und strebt nach den höchstmöglichen Trainingsstandards für Reiki Usui Shiki Ryoho. Die Reiki Meister erkennen keine spirituelle Erblinie an, wie sie zum Beispiel von der Reiki Allianz anerkannt wird. Von 1996 bis 2008 waren entweder meine Frau Mischa oder ich in der Präsidentschaftsverantwortung. Wir waren nie gemeinsam in dieser Rolle: Zuerst war ich es und später war sie Präsidentin. 2010 traten wir aus, wegen … persönlicher Auseinandersetzungen. Dies ist wahrscheinlich die beste Beschreibung. Es war schmerzhaft; es war ein Versagen, Disharmonien in Beziehungen aufzulösen.

Man muss verstehen, dass 2010 75% der Mitglieder „Nachfahren“ von Mischa und mir waren, sprich sie wurden entweder von uns ausgebildet oder von Meistern, die von uns ausgebildet wurden. Wir praktizierten das Meistertraining und pflegten die Beziehungen über viele Jahre, da kann man sich vorstellen, dass der Schritt weg … ein großer Schritt war.

Ich erkläre dies, weil was wir in dieser Organisation erlebt haben typisch ist für was in vielen Organisationen geschieht.

Also könnte man fragen: „Wie konnte es zu einem schmerzhaften Ende kommen?“ Und hinzufügen: „…ausgerechnet unter Reiki Meistern?!“ Das letztere ist einfacher zu beantworten: Es ist naiv anzunehmen, dass es nur Friede und Ruhe zwischen Reiki Meistern gibt. Die Frage ist in Wirklichkeit – und ich glaube in der Tat, dass Reiki Meister einer besonders genauen Untersuchung in diesem Aspekt unterliegen: Wie verhalten wir uns, wenn Dissonanzen ausbrechen, wie gehen wir mit Konflikten um, haben wir eine Kultur der Entschuldigung und des Verzeihens?

Die Vorherrschaft meiner Frau und mir innerhalb der Organisation war das direkte Resultat unseres Erfolges: Seit 1992 haben wir in Vollzeit und ausschließlich mit Reiki gearbeitet. Viele Tausende Reiki Schüler haben unsere Seminare besucht und wir boten über 40 Leuten professionelles Meistertraining an. Natürlich wurden die meisten zu Mitgliedern des Reiki Networks. Geblendet von unserem eigenen Erfolg, oder vielleicht einfach aufgrund fehlender Weisheit, erkannten wir nicht die Schattenseite unserer Präsenz. Es macht keinen Sinn, dies auszuführen, außer zu sagen, dass ich zurückblickend wünsche, ich hätte es früher gesehen und wäre früher von führenden Positionen innerhalb der Organisation zurückgetreten, um anderen eine einfachere Entfaltungsmöglichkeit zu bieten.

Im Nachhinein würde ich meine Interpretation von Verantwortung damals in Frage stellen. Als Präsident fühlte ich mich verantwortlich zu „führen“ und als hochrangiger Reiki Meister fühlte ich mich verantwortlich zu „lehren“. Im Prinzip ist daran nichts auszusetzen. Ich bin ein Mann und fühle mich gut in meiner Männlichkeit. Demnach ist es gerecht zu sagen, dass meine Yang-Qualitäten meine „Führungskraft“ und mein „Lehren“ färbten. In einem Gebiet, in dem die meisten Praktizierenden Frauen sind, war ein Konflikt vielleicht vorprogrammiert. Zurückblickend wünsche ich, dass ich die Übersicht gehabt hätte, dies zu verstehen. Die Geschlechterfrage ist eine interessante. Und ich finde, sie ist in vielen Organisationen noch nicht gelöst.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Deine Frage beantwortet habe. Vielleicht fragtest Du, wie diese enge Zusammenarbeit unsere Ehe beeinflusste. Meine Frau und ich sind eigenständige Reiki Meister, unabhängig von einander – parallel, wenn man so will – und ungebunden in unserer engen Zusammenarbeit. Wir sind in organisatorischer Arbeit als Individuen eingebunden und nicht als Einheit. Natürlich konsultieren wir uns gegenseitig – und kommen oft zu unterschiedlichen Schlüssen …lach… Als Berufstätige sind wir Partner und unsere Ehe ist kein Faktor, der unsere Arbeit beeinträchtigt. Natürlich müssen wir in unserer professionellen Partnerschaft Versäumnisse oder Fehler angehen und aufpassen, dass diese nicht unsere Liebesbeziehung beeinflussen. Ich wage zu behaupte, dass das etwas ist, was wir sehr gut schaffen. Ja, am Anfang war ich etwas neidisch auf den Erfolg meiner Frau (größere Seminargruppen), aber das ist lange her.

Meine Beziehung zu Mischa geht weiter als unsere individuellen Berufe und unsere eigenen Berufungen im Leben. Als solches ist es ein absolutes Privileg und eine erhebliche Unterstützung, mit meiner geliebten Frau meine persönliche Berufung zu teilen, welche mehr ist als unser Beruf, den wir ebenfalls teilen.

 

Ihr beide begründeten RIO – Reiki International Organisation. Was sind die Hauptziele?

Sehr bald nachdem wir das Reiki Network verlassen hatten, gründeten wir RIO zusammen mit zwei Reiki Meister Lehrern. Die Eile dieser Entwicklung war wahrscheinlich auch weil wir uns sehnten nach einem neuen … Dazugehören, einem Zuhause. Ebenfalls ist es meine Natur, volle Kraft voraus zu gehen, wenn ich mich zu etwas verpflichtet habe. In solchen Belangen ist Geduld nicht meine Stärke … lach.

RIO war nie ein Ersatz oder eine Konkurrenz für irgendeine Organisation, am wenigsten noch die, die wir verlassen hatten. RIO begrüßt Reiki-Personen jeder Stufe, Herkunft oder Organisationszugehörigkeit. Alle, auch „Scharlatane“ können beitreten. Je nach dem gewünschten Service gibt es Verhaltensregeln, die der Teilnehmer befolgen muss. Wenn jemand zum Beispiel einen Notfall in unsere Reiki-Notfallkette registrieren möchte, gibt es gewisse Bedingungen (z.B., dass die hilfsbedürftige Person Fernbehandlungen zustimmt). Für das Forum oder die Liste der Praktizierenden gibt es andere Verhaltensregeln. Information in der Bibliothek ist offen. Wenn ein „Scharlatan“ dann kopiert, nun gut, das ist eigentlich fantastisch, dann haben wir einen Beitrag dazu geleistet, dass alle besser informiert und trainiert werden. RIO soll ein Ort des Treffens, Teilens, der Information und der gegenseitigen Unterstützung sein. Heute gibt es über 300 Partizipanten in 16 Ländern. Es gibt keine Eintrittsgebühren, finanzielle Beiträge sind selbstbestimmt und freiwillig.

Die Geschwindigkeit, mit der wir RIO gegründet hatten, brachte gewisse Probleme mit sich. Burn-outs und finanzielle Schwierigkeiten sind nur zwei davon. Als Konsequenz haben wir RIO so weit geändert, dass ich heute der einzige Leitende bin und alle Projekte übernommen habe. Alleine bin ich natürlich limitiert und so sind einige Projekte auf Eis gelegt.

Momentan ist die Reiki Hilfe für Personen in Nöten der aktivste Dienst, vor allem die Notfallkette. Unser Shop ist gut besucht und die Videoproduktion ist sehr aktiv. Ein Ableger von RIO, welcher von RIO stark unterstützt wird, hat Praktika für Reiki Praktizierende im Krankenhaus in Berlin organisiert. Video hier. Aus diesem ist eine Wirksamkeitsstudie der von Reiki in einer Suchthilfe-Institution entstanden. Video-Interview hier. Übrigens haben alle Videos englische Untertitel. Mehr zu in-besten-Händen hier.

 

Du hast großartige und sehr anerkannte Arbeit geleistet mit dem Dokumentarfilm über Reiki im klinischen Umfeld im Unfallkrankenhaus Berlin. Was bedeutet dieses Projekt für Dich persönlich und für die Reiki Gemeinde?

Im letzten Abschnitt habe ich auf die Kurzversion des Videos verwiesen. Diejenigen, die die volle Länge (15:40) sehen wollen, hier klicken.

Ich begann vor einigen Jahren, Videoproduktionen durchzuführen. Am Anfang dokumentierten wir meistens Meetings, etc. Dann transkribierte ich einen Ausschnitt aus einer deutschen Fernseh-Dokumentation, auf die Reiki-relevante Aussage gekürzt. Und ich begann, existierende Videos in andere Sprachen übersetzen zu lassen. Zum Beispiel der Fernsehbeitrag über die spanische Universitätsklinik über Krebs. Dann begann ich, Reiki Persönlichkeiten zu portraitieren und letztlich dokumentierte ich die Schweizer Gruppe, welche in die Klinik in Berlin zu einem Praktikum gereist ist. Darauf beziehst Du Dich.

Parallel zu dem Visuellen haben wir auch Musik und Audionachrichten aufgenommen, haben sogar damit experimentiert, Reiki auf einer CD zu intonieren, ein ziemliches Experiment, hier klicken. Und so kamen wir zu dem, was wir jetzt RIO-Productions (RIO-P) nennen.

Bilder sagen manchmal mehr als Worte. Und Video ist ein Medium unserer Zeit. Des Weiteren hat es in gewisser Weise Bezug zu der mündlichen Tradition. Das Berlin Video wurde zum Vorzeigestück von RIO-Productions. Während der Erstellung entdeckte ich eine komplett neue Seite an mir: Ich zapfte einen Quell der Kreativität an, von dem ich vorher nichts wusste. Dies ist für mich auf einer persönlichen Ebene sehr spannend. Und diesen Quell anzuzapfen, eingebettet in dem, was ich meine Berufung im Leben nenne und was auch mein Beruf ist, also das Verbreiten von Reiki – das war einfach eine Offenbarung.

Wenn man hinzurechnet, dass ich das Filmen mit meinem jüngeren Sohn mache, welcher Regisseur der Filme ist, nun, da kann man leicht sehen, warum ich so enthusiastisch und inspiriert bin.

Für die Reiki Gemeinschaft hoffe ich, dass dieses Video als Motivator für alle Reiki Menschen dient. Es enthält wertvolle Information, welche für alle frei verfügbar sein sollte. Ich möchte meine Arbeit als brückenbauend sehen und dieses Video im Speziellen verbindet Reiki-Laien mit Fachleuten. Allzu oft sind Reiki Menschen voller Voreingenommenheiten gegenüber der Medizin und der Wissenschaft. Und umgekehrt. Ich hoffe, dass dieses Video dazu beiträgt, einiges davon aufzuklären.

Und es ist ein großartiger Türöffner, wenn man mit skeptischen Leuten spricht, sei es im medizinischen Bereich oder in der Wirtschaft oder Politik. Wenn sie sehen, dass eine renommierte Universitätsklinik Reiki anerkennt, dann nehmen sie es plötzlich ernst. Genauso wie es in der vorher erwähnten Einrichtung für Drogenabhängigen passiert ist.

Ich persönlich juble auch bei einem anderen Aspekt. Hast Du den Abspann des Videos angeschaut, die Liste der Sponsoren? Ich bin sehr erfreut, dass verschiedene Beteiligte dieses Video unterstützt haben, welche in der Vergangenheit nicht miteinander kooperiert hätten. Dies ist ebenfalls eine Art des Brückenbauens, welches ich als einen Teil meiner persönlichen Mission sehe.

 

Welches Feedback hast Du davon erhalten?

Es gab viele positive Rückmeldungen. Das Reiki Magazin hat wohlwollend darüber berichtet und Leute reden darüber in der Gemeinschaft. Ich glaube, es ist in 5 Sprachen übersetzt worden. Neben den Rückmeldungen für den Inhalt erhalten wir viel Lob für die professionelle Qualität des Videos. Das Video ist oft gesehen und sammelt viele Likes und wird in den sozialen Medien umhergereicht. Die Sponsoren des Videos sind ebenfalls sehr glücklich und einige unterstützen weiterhin meine zukünftigen Projekte.

Ich bin natürlich glücklich über die Rückmeldungen, aber ich bin auch etwas distanziert davon. Ja, positive Rückmeldung ist ermutigend und zeigt, was man gut macht – sodass man mehr davon machen kann. Aber ich denke, dass es die negativen Rückmeldungen, die kritischen Kommentare sind, die einen wirklich in neue Dimensionen treiben.  

Was mich in diesem Hinblick am glücklichsten macht ist, wenn ich sehe, dass Leute das Video weiterreichen, einander weiterempfehlen. Es ist noch nicht viral gegangen, aber … lach…

 

Erzähle uns von Deinem neusten Projekt in Reiki?

Das ist ein sehr großes. Wir haben eben in Deutschland gefilmt und sind zur Erkenntnis gekommen, dass es wahrscheinlich eine mindestens 45 Minuten lange Dokumentation wird. Es geht um einen entscheidenden Teil der modernen Reiki Geschichte, welches künftige Generationen davon befreit, ungelöste Themen der Vergangenheit weiter zu tragen. Es ist spannend … und beängstigend. Beängstigend, weil die Vision dahinter sehr … ambitioniert ist, um es milde auszudrücken. Es hat den Arbeitstitel „Der Weg zur Versöhnung“.

Übrigens suche ich immer noch Unterstützung: Siehe dieses Video.

Bevor ich weitermache, erlaube mir bitte folgende Aussage: Ich glaube, dass das wichtigste “Projekt” jedes Reiki Menschens die Praxis ist. Als Reiki Meister fühle ich, dass was ich letztes Wochenende getan habe, also Menschen einweihen in Reiki, über jedem möglichen Film-Projekt steht.  

In den 80er Jahren, nach Hawayo Takatas Tod, begann eine Polarisierung innerhalb der Reiki Gemeinde. Zuerst war es die Reiki Allianz gegen die Denkrichtung von Barbara Webber-Ray. In den 90ern gab es diesen Versuch, Usui Shiki Ryoho zu registrieren, was viele befremdete. Heutzutage sind viele der Meinung, dass es eine Trennung zwischen dem sogenannten „westlichen“ und dem „östlichen“ Reiki gibt. Solche Polarisierung machte Kooperation in der Vergangenheit schwierig.

Vor ca. 5-7 Jahren offenbarte sich ein Wandel. Ich glaube, der deutsche Verband ProReiki ist ein gutes Beispiel für eine neue und erfolgreiche Zusammenarbeit über die Spaltung der Reiki „Stile“ und Ursprünge hinweg.

Hawayo Takata war vielleicht umstritten und unvereinbar. Aber Reiki wurde von ihr popularisiert, sie öffnete die Türen. Fakt ist, dass alles, was wir heute von Reiki wissen, aus Ihrer Arbeit gefruchtet ist. Und das beinhaltet die Wiederbelebung und Popularisierung von „östlichem“ Reiki. Ohne Takata gäbe es keinen von uns in der Reiki Welt. Man muss sich erinnern, dass die Überreste in Japan isoliert, klein und geheim waren, bis zu der Zeit als Reiki Menschen aus dem Westen – Nachfahren von Takata – sie zutage gebracht haben.

Eine der letzten lebenden Zeugen dieser Zeit und eine, die heute noch aktiv ist, ist Takata’s Enkelin Phyllis Lei Furumoto. Sie ist sehr zentral involviert in der Entwicklung der Reiki Geschichte, von den 80er Jahren bis heute.

Das Herzstück von „Der Weg zur Versöhnung“ wird ein tiefgründiges Interview mit Frau Furumoto sein. Die Sichtweisen von anderen Protagonisten werden ebenfalls einbezogen, sowie historisches Filmmaterial.

Das Ziel des Filmes ist es, Unklarheiten aufzulösen um letztendlich ein Gefühl für … oder besser, um letztendlich zu versöhnen. Um künftige Reiki Generationen zu unterstützen und zu inspirieren.

 

Was sind Deine größten Herausforderungen, um diese Projekt zu realisieren?

Zuerst mussten wir Frau Furumoto’s Zusammenarbeit sicherstellen. Ich habe es klar gemacht, dass dies kein Propagandafilm wird für sie oder für die Reiki Allianz, dass es vielmehr eine journalistische Dokumentation sein soll. Dass ich unabhängig und kritisch bleiben muss. Ich kannte sie nicht persönlich, ich bin nicht in der Allianz und entsprechend ist es überhaupt nicht selbstverständlich, dass Sie sich auf dieses Abenteuer einliess. Mein Meisterstudent Dr. David Bolius, welcher Frau Furumoto kennengelernt hatte, war entscheidend im Zusammenbringen von Frau Furumoto und mir.

Dann gibt es noch die Finanzierung. Wir waren alle einverstanden, dass, falls ich nicht vor dem Sommer genügend Sponsoren für einen Minimalbetrag von € 10‘000 finden würde, dies ein Zeichen dafür sei, dass es das Projekt nicht braucht. Wir erhielten den Betrag, aber ich suche noch immer nach weiterer finanzieller Unterstützung. Falls ein Leser die Begeisterung für diese wichtige Arbeit teilen kann, bitte kontaktiere mich. Es ist noch Platz da für den einen oder anderen Namen im Abspann des Filmes.

Die größte Herausforderung war jedoch die Entdeckung, wie stark gewisse Gefühle sind. Ganz ehrlich, es war ein kleiner Schock. Ich bin immer noch verdutzt zu sehen, wie Unmut über relativ triviale Belange über eine solch lange Zeit perpetuiert wird. Und wir widersprüchlich dies zu Reiki steht, zu Heilung und Verzeihung, welche von denselben Personen gelehrt werden. Die Starrheit, der ich in einigen begegnet bin, lässt mich fragen, ob das Ziel des Films – Versöhnung – überhaupt erreicht werden kann. Natürlich zeigt es mir auch, wie unglaublich wichtig der Film deshalb ist.

Eine Herausforderung, welcher ich stetig gegenübergestellt werde, ist, die Distanz zur Materie zu bewahren. Nicht meine eigenen Präferenzen in meine Arbeit einzubringen, meine eigenen Urteile oder sogar meine eigenen persönlichen Probleme. Es ist eine Illusion zu denken, dass man neutral bleiben kann. Aber wachsam zu bleiben, auf die Schlupflöcher der eigenen Subjektivität zu achten, ist ein Gebot und eine herausfordernde Verantwortung für ein journalistisches Bestreben.

Noch eine Herausforderung ist meine eigene Unsicherheit. Ich ziele auf eine professionelle Dokumentation ab, aber ich bin ein Autodidakt. Kann ich dies tun, kann ich dem gerecht werden? Und eine weitere Herausforderung ist es, mit dem eigenen Sohn zu arbeiten. Stört unsere Beziehung zueinander? Werde ich es schaffen, ihm den nötigen Raum zu lassen? Es freut mich zu sagen, dass letzteres in Berlin äußerst gut geklappt hat und uns beide mit einer besonderen Freude erfüllt hat, was ein Bonus ist, den wir nicht hätten, wären wir zwei Fremde, die miteinander arbeiten. Dies zeigt, dass Herausforderungen auch Chancen sind.

 

Wie glaubst Du, dass es eine neue Sichtweise auf Reiki und alle ihre Praktizierenden haben kann?

Ich glaube, diese Frage habe ich bereits angesprochen. Heilen, ganzheitliches Heilen im Speziellen, ist das Ziel von Reiki. Dies beinhaltet Verzeihen. Wenn der Film zeigen kann, wie die momentanen Generationen sich bemühen, besser: Wenn man das Verzeihen im Prozess sehen kann, nun, dann denke ich, dass wir eine Fallstudie, welche nicht nur Auswirkungen haben wird auf zukünftige Reiki Generationen, sondern darüber hinaus. Und wenn nicht wir, die Reiki Menschen, dann wer, wer soll dies tun, diesen Akt des Loslassens, der Verzeihung, diese Versöhnung?

 

Was sind Deine besten Wünsche für Reiki? Und teile mit uns eine Botschaft für die portugiesischen Leser.

Ich denke, meine Antwort auf die Frage nach den besten Wünschen ist in meinen vorhergehenden Kommentaren enthalten.

Während ich diese Antworten gab war ich mir bewusst, dass dies für die portugiesische Reiki Gemeinschaft ist. In diesem Sinne habe ich Deine Frage bereits angesprochen. Aber lass mich vielleicht dies hinzufügen:

Mein Eindruck der portugiesischen Menschen ist, dass sie sehr … „zivilisiert“ sind. Was ich damit meine ist, dass in meinen Besuchen in eurem Land und in vielen Begegnungen mit Portugiesen in der Schweiz und in ehemaligen Kolonien, ich gefühlt habe, dass in der zurückhaltenden Höflichkeit und Bescheidenheit der Portugiesen und in der Ruhe, welche manchmal als Melancholisch beschrieben wird – ich glaube, dass darin ein tiefes Kulturerbe mitschwingt. Es enthält ein Gefühl der Verantwortung, welches ich lobe, und im Kontext mit Reiki bin ich äußerst dankbar, dass es sich in solch wunderbaren Entwicklungen wie eure Verbands- und Gemeinschaftsarbeit ausdrückt. Dafür bedanke ich mich sehr.

Ich bin nicht sicher über den letzten Abschnitt, er wurzelt in einer sehr persönlichen und beschränkten Ansicht, es ist fast anmaßend von mir, weil die Wortwahl zwangsläufig zu arm ist für die Botschaft, welche die Worte ausdrücken sollen.

(dieser Text ist eine Übersetzung aus dem englischen Original)

 

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