Hochgradige Hüftdysplasie

Zeitraum: 20.05.2012
Bereich(e): Gelenke

Im Mai 1970 wurde ich geboren. Im Rahmen der ersten Vorsorgeuntersuchung wurde von einem Kinderarzt die Vermutung geäußert, dass mit meinen Hüftgelenken etwas nicht in Ordnung sei. Anfang der 70-er Jahre wurden Babys nicht eher geröntgt, bis sie mindestens ein halbes Jahr alt waren, so dass der Arzt uns nach Hause schickte und meinen Eltern riet, mich möglichst breit zu wickeln, um so die kleinen, weichen Knochen positiv zu beeinflussen. Meine Eltern befolgten den Rat und nach einem halben Jahr ging es erneut zum Arzt, der eine Röntgenuntersuchung veranlasste. Diese Untersuchung bestätigte den Verdacht, ich war mit einer hochgradigen Hüftdysplasie auf die Welt gekommen. Ein weiteres halbes Jahr verging mit dem Auftrag an meine Eltern, das Kind weiterhin breit zu wickeln und die Entwicklung der Gelenke abzuwarten. Eine Verbesserung der Gelenksituation stellte sich aber nicht ein und die ärzte machten meinen Eltern wenig Hoffnung, dass ich jemals würde laufen lernen.
Ich kam in die Klinik, die Gelenke wurden verdrahtet und eingegipst. Sobald die Drähte und der Gips entfernt wurden, „sprangen“ die in ihre schlechte Ausgangssituation zurück. Die ganze Behandlung zog sich knapp über ein Jahr hin und den gesamten Zeitraum verbrachte ich in der Klinik. Das Ergebnis der Behandlung war, dass ein Hüftgelenk in der gewünschten Stellung verblieb, das andere im Alter von knapp zwei Jahren das erste Mal operativ umgestellt wurde.
Nach dieser Operation lernte ich das erste Mal laufen.
Ich lebte mit mehr oder weniger Einschränkungen, mit regelmäßigen Kontrollen der Gelenke und dem Bewusstsein, dass ein Sturz mich für immer in den Rollstuhl setzen könnte.
Im Rahmen einer Kontrolluntersuchung im Alter von sechs Jahren wurde meinen Eltern und mir mitgeteilt, dass beide Gelenke durch mein Wachstum erneut in einer denkbar schlechten Position für die weitere körperliche Entwicklung standen und eine Umstellungsosteomie beider Gelenke unbedingt erforderlich sei. Der Arzt schlug eine Operation vor der Einschulung und eine weitere im folgenden Jahr in den Sommerferien vor. Nach dem Motto je eher daran, je eher davon, bat ich beide Operationen unmittelbar hintereinander durchzuführen. Meine Eltern unterstützten meine Bitte und so verbrachte ich das nächste halbe Jahr erneut in der Klinik, lernte zum zweiten Mal im Leben zu laufen und wurde meinem Wunsch entsprechend im kommenden Jahr ohne Gehstützen eingeschult.
Bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr haben mich meine Gelenke mit mal mehr und mal weniger körperlichen Beschwerden und Einschränkungen getragen. Von heute auf morgen wurden die Beschwerden damals schlimmer und der Besuch beim Orthopäden endete mit einer sofortigen Einweisung in die Klinik. Erneut wurde ein Gelenk operativ umgestellt, erneut hieß es wieder laufen lernen. Die überstandene Operation war in den Augen der ärzte ein Erfolg, in meinem nicht. Die Schmerzen blieben und wurden in der folgenden Zeit immer schlimmer, auch das andere Gelenk begann zunehmend ebenfalls zu schmerzen. Ich nahm eine Berufsausbildung auf und verbrachte nach dem Feierabend viel Zeit bei diversen ärzten, mit Physiotherapie und Vorstellung in den verschiedensten Kliniken. übereinstimmend wurde mir immer wieder gesagt, dass ich froh sein könne, dass es mir in den letzten Jahren gesundheitlich so gut gegangen sei und ich nun lernen sollte mit den Schmerzen zu leben. Zwischen 1991 und 1998 folgten fünf weitere Umstellungsosteomien, fünfmal wieder Laufen lernen, fünfmal Hoffnung, dass die Schmerzen zumindest wieder erträglich werden. Trotz der Einnahme von Medikamenten hatte ich permanent Schmerzen und litt darüber hinaus an den Nebenwirkungen der Schmerzmittel. An ein „normales“ Leben war überhaupt nicht zu denken. Dennoch habe ich in dieser Zeit noch einen Fachhochschulabschluss gemacht, einen neuen Arbeitsplatz ausgefüllt und eine persönliche Familienkrise gemeistert. (Kräftemäßig habe ich dabei wohl auf der überholspur gelebt und mich daher manchmal uralt gefühlt.) 1999 wurde mir rechts ein künstliches Hüftgelenk implantiert. Dieser Operation sah ich hoffnungsvoll entgegen, nun musste doch endlich wieder eine Besserung eintreten. Die Operation verlief klinisch komplikationsfrei, aber das Laufen lernen war mühsam und nach ca. einem Vierteljahr hatte ich noch immer Schmerzen und laufen konnte ich ohne Unterarmgehstützen nicht. Längere Zeit auf einem Stuhl sitzen war eine Qual, längere Zeit laufen auch und (still) stehen ging gar nicht. So vergingen die nächsten Jahre, bis auch das zweite Hüftgelenk so zerstört war, dass mir in einer weiteren Operation links ebenfalls eine Totalendoprothese implantiert wurde.
Die nächsten Jahre verbrachte ich weiter mit Schmerzen, Medikamenten, den unterschiedlichsten Arztkonsultationen und einem „Irgendwie- geht- es- schon- weiter“.

2006 erhielt ich meine ersten Reiki- Einweihungen durch Monika Peter. Durch das Seminar habe ich mich gequält. Das lange still Sitzen ging nur unter Schmerzen und am Nachmittag des ersten Tages war ich fasziniert und schmerzverzerrt. Am folgenden Tag noch faszinierter und noch schmerzverzerrter. Ich ging damals nach Hause und tat das, was ich gelernt hatte- Hände auf den Körper

Ich weiß nicht, wann und wo, irgendwann brauchte ich meine Gehstützen nicht mehr, die Tabletten wurden weniger, irgendwann nahm ich sie nicht mehr täglich. Meine Stützen begleiten mich heute, 2008, nicht mehr in meinen Händen. Genauso selbstverständlich, wie sie mich lange Jahre begleitet haben, genauso selbstverständlich habe ich sie irgendwann in die Ecke gestellt, weil ich sie einfach nicht mehr brauchte und brauche. (Zugegeben, für alle Fälle stehen noch immer drei Paar an strategisch ausgesuchten Orten- ich denke aber mehr zur Mahnung, damit ich nicht vergesse, mich verantwortungsvoll gegenüber meinem Körper zu verhalten.)

Abschließend ein Kommentar meines langjährig behandelnden Orthopäden:
Bei einem meiner letzten (Kontroll-) Untersuchungen schaute er mich an und sagte mir, dass er nicht erklären könne, warum es zu dieser grundlegenden Verbesserung meiner gesundheitlichen Situation gekommen sei und dass nicht nur mein subjektives Empfinden, sondern auch das Bewegungsausmaß meiner Gelenke sich verbessert hat.