Reiki und Wissenschaft

Reiki ganzheitlich erfassen – neuer Ansatz für Studien

Müssen wissenschaftliche Studien stets nach dem gleichen Muster ablaufen, um aussagekräftig und anerkannt zu sein? In manchen Punkten wohl schon – jedoch sicherlich nicht in allen. Dr. David Bolius entwirft einen neuen Ansatz zur wissenschaftlichen Untersuchung der Wirksamkeit von Reiki.

Bei medizinisch-wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit eines Medikaments oder einer Methode untersuchen, wird in der Regel ein einzelnes Symptom oder eine Gruppe von Symptomen untersucht. Die Studienteilnehmer leiden dabei im Allgemeinen unter gleichen oder ähnlichen Beschwerden (z.B. Brustkrebs, Personen mit Burnout oder Aids-Kranke). Dieser Ansatz hat schwer wiegende Konsequenzen bei der Interpretation der Ergebnisse. Wenn ein positiver Effekt des Wirkstoffs oder der Methode nachgewiesen wird, lassen sich Aussagen nur bezüglich der untersuchten Personengruppe treffen.

Gibt es einen Effekt?

Nehmen wir beispielsweise eine Studie an, bei der untersucht wird, ob Shiatsu Personen mit Burnout helfen kann. Wenn sich das nachweisen lässt, könnte man mittels Statistik nachvollziehbar machen, wie groß der Effekt ist und wie vielen Personen es geholfen hat. Dann kann man zwar nachher sagen, dass Shiatsu dieser Personengruppe hilft. Es wäre aber unmöglich, zu behaupten, dass Shiatsu auch bei Menschen mit Depression, Knieproblemen oder zu hohem Blutdruck hilft – schlicht und einfach, weil diese Personengruppen gar nicht untersucht wurden.

Bei der Untersuchung eines neuen Arzneimittelwirkstoffs ist das kein Problem, weil man von einem Wirkstoff normalerweise gar nicht erwartet, dass er Personen mit unterschiedlichen Symptomen hilft. Anders ist die Situation, wenn Methoden untersucht werden, von denen wir annehmen, dass sie ganzheitlich wirken. Dazu gehört unter anderem Reiki. Die Basisannahme ist bei Reiki, dass es Menschen dort hilft, wo diese gerade Hilfe benötigen. Das bedeutet, wir gehen davon aus, dass Reiki unterstützen kann – und zwar unabhängig davon, wo der Mensch gerade steht und welches seine Symptome sind. Hier stößt der klassische Studienansatz an Grenzen. Mir ist schon länger klar: Um die These, dass eine Methode bei vielen verschiedenen Symptomen ganzheitlich helfen kann, wissenschaftlich zu überprüfen, ist ein neuer Studien-Ansatz notwendig. Als ich zur Auswertung eines Reiki-Projekts in der Schweiz hinzugezogen wurde, machte ich mich daran, eine neue Herangehensweise zu entwerfen.

Wirksamkeit bei unterschiedlichen Symptomen

Dieser Ansatz sieht vor, dass man die Wirksamkeit von Reiki für eine Gruppe von Personen überprüfen kann, deren Symptome völlig unterschiedlich sind. Dazu wird jeder Studienteilnehmer befragt, was seine drei größten Beschwerden bzw. Symptome sind. Anschließend folgen die Reiki-Behandlungen, z.B. zwei Mal pro Woche, über einen Zeitraum von drei Monaten. Dabei wird der Proband jeweils vor und nach der Behandlung zu seinen Symptomen befragt und gebeten, auf einem Fragebogen deren Schweregrad auf einer Skala von null bis zehn anzugeben. Nachdem die Behandlungen abgeschlossen sind, werden die Ergebnisse ausgewertet. Dabei lassen sich Aussagen treffen, ob sich beispielsweise das Symptom 1 über den Studienzeitraum signifikant verbessert, obwohl Symptom 1 bei jedem Proband etwas anderes sein kann. Weiterhin lässt sich sagen, ob der Schweregrad eines Symptoms nach den Reiki-Behandlungen im Durchschnitt zurückgegangen ist.

Reiki hilft individuell!

Dieser Ansatz wurde im Rahmen des Schweizer Reiki-Projekts unter der Leitung von René Vögtli in einer stationären Suchthilfe-Institution in der Schweiz umgesetzt (siehe unten). Die behandelte Personengruppe war klein, weit unter den Gruppengrößen, mit denen üblicherweise in wissenschaftlichen Studien gearbeitet wird. Trotzdem konnte gezeigt werden, dass die Vorgehensweise prinzipiell funktioniert. Reiki hatte den Menschen geholfen. In diesem Fall bedeutete dies, dass Reiki jedes Individuum auf eine andere Art und Weise unterstützt hatte, da jede Person andere Beschwerden angegeben hatte. Die Ausgangsthese, dass Reiki den Menschen dort, wo er es am meisten nötig hat, weiterbringt, hatte auch dem wissenschaftlichen Experiment standgehalten.

Es wäre nun das erklärte Ziel, diesen Ansatz auch in größere Studien einfließen zu lassen, die den wissenschaftlichen Bedingungen genügen. Dies erfordert Kooperation mit Forschungseinrichtungen wie Universitäten oder Kliniken sowie Reiki-Organisationen, die eine entsprechend große Anzahl von Reiki-Therapeuten zur Verfügung stellen können. Ich würde mich freuen, wenn sich dies in nächster Zeit umsetzen ließe.



Reiki-Wirksamkeitsstudie in der Suchthilfe

Das Haus ist eine stationäre Suchthilfe-Institution in der Schweiz. Es bietet Wohnplätze mit Tagesstruktur für suchtmittelabhängige Menschen. Ziel des Aufenthaltes ist, dass diese Menschen wieder selbständig wohnen und einer Beschäftigung nachgehen können.

Die Interessensgruppe „in-besten-Händen“ (ibH) hat das Ziel, Reiki u.a. vermehrt im Schweizer Gesundheitswesen und in öffentlichen Institutionen einzuführen. Dazu führte die ibH eine Reiki-Wirksamkeitsstudie in besagter Institution durch. Dabei erhielten drei dort wohnende Klienten über einen Zeitraum von knapp zwei Monaten rd. zwei Reiki-Behandlungen pro Woche, also jeder insgesamt rd. 15 Behandlungen. Die Behandlungsdauer lag bei jeweils rd. 50 Minuten.

Signifikante Verbesserungen

Vor Studienbeginn wurden die Klienten nach ihren größen Beschwerden bzw. Krankheitssymptomen gefragt, wobei pro Person zwei bis vier angegeben wurden, u.a. Schlafapnoe, Schmerzen in den Beinen, Rückenschmerzen, Migräne, psychische Beschwerden, Sodbrennen. Vor und nach jeder Behandlung wurde der Klient nach dem empfundenen Schweregrad seiner Symptome gefragt und konnte dabei Werte von 0(beschwerdefrei) bis 10 (unerträgliche Beschwerden) angeben. Von den angegebenen Beschwerden wurden die jeweiligen Symptome 1 und 2 ausgewertet. Die Verringerung des Schweregrads nach der Behandlung mit Reiki lag beim jeweiligen Symptom 1 bei knapp 35 Prozent, beim jeweiligen Symptom 2 bei knapp 37 Prozent. Diese Rückgänge können als signifikant eingestuft werden.

Positive Auswirkungen

Die Klienten merkten eine Verbesserung ihrer Beschwerden sofort nach einer Reiki-Behandlung. Dies galt für die jeweiligen Symptome 1 und 2. Die Verbesserung beim jeweiligen Symptom 1 bestand überdies nichtnur kurzfristig, sondern blieb nachhaltig bestehen. Die Reiki-Behandlungen hatten somit positive Auswirkungen auf die Klienten. Alle drei Empfänger hatten nach Ende der Studie den Wunsch, Reiki selber zu erlernen, um es praktizieren zu können. Dies wurde ihnen ermöglicht.

Behandlung & Schulung

Die drei Reiki-Behandler/innen von der Interessensgruppe „in-besten-Händen“ waren Claudia Möhri, Kathrin Bossard und René Vögtli. Die Reiki-Schulung wurde von René Vögtli durchgeführt. Dabei wurde die Theorie auf ein absolutes Minimum reduziert. Praktische Übungen wurden gemacht, und die Einweihungen wurden vollumfänglich vorgenommen. Die wissenschaftliche Begleitung der Studie wurde von Dr. David Bolius in Wien geboten.

Das Interview mit dem Projektleiter René Vögtli

Schlussfolgerung:

Reiki hatte jedes Individuum auf eine andere Art und Weise unterstützt, da jede Person andere Beschwerden angegeben hatte. Die Ausgangsthese, dass Reiki den Menschen dort, wo er es am meisten nötig hat, weiterbringt, hatte auch dem wissenschaftlichen Experiment standgehalten.

Quelle:

Veröffentlicht:

Reiki-Magazin 1/2016