„Reiki Altar“ – gibt es sowas?

Der Altar an sich hat eine alte Tradition, auch der „Hausaltar“. In allen Kulturen und meist in einem religiösen Kontext. Er ist Feier- und Verehrungsstätte, Sitz Gottes oder der Götter, der Ahnen uvm. Im Zusammenhang mit der Opferstätte wird der Altar als die Wiege des heutigen Geldes gesehen. Aber ich schweife ab.

Die Doktorarbeit von Liad Horowitz zum Thema Initiation (in den verschiedenen Stilen von Reiki) hat einige elementare Aspekte aufgedeckt die in allen Reiki-Praktiken gleichermassen vorkommen und sie vereinen. Quasi gemeinsame Nenner. Einer davon ist der Initiationsraum (-Ort/-Platz). Der Altar kann dabei Teil sein. Zwischenzeitlich ist der Altar oft Symbolik und Ersatz für geweihte Räume in denen (seit jeher) Initiationen stattfanden.

Obwohl nicht „reglementiert“ hat sich schon früh (1980er/90er) bei vielen Reiki Lehrern intuitiv eingebürgert, dass sie einen individuell und persönlich gestalteten „Reiki Altar“ bei den Einweihungen schufen, ohne dass sie es unbedingt „Altar“ nannten. So fand gerade die Meistereinweihung oft draussen statt, am liebsten an einem sogenannten Kraftort. Manche haben gar ein besonders günstiges Datum oder andere bedeutende Äusserlichkeiten miteinbezogen. Um den Ort des Initiationsvollzuges zu markieren und zu feiern, auch um das Bewusstsein dessen was man tut zu verankern, hat man z.B. einen Steinkreis gemacht oder Blumen hingelegt, usw. Man könnte sagen, das ist sinnbildlich ein Altar.

Auch heute noch zelebriere ich Einweihungen am allerliebsten draussen. Vorallem auf unserer einsamen Insel in der Ägäis ist das im Sommer gut möglich. Aber meist finden die Einweihungen drinnen statt. In meiner Tradition gibt es etwas, das ich tatsächlich „Altar“ (in Gänsefüsschen) nenne. Es ist ein Tischchen geschmückt auf eine Art, so dass die Elemente (Feuer, Wasser, Luft, Erde / Metall, Holz) einbezogen sind.

Ich nehme absichtlich keine Ahnenfotos dazu, weil ich meinem Schüler signalisieren will, dass das Anbeten von Lehrern oder die Anhaftigkeit an eine Kultur oder das Befolgen einer spezifischen Religion nicht Teil meines Reiki-Verständnisses ist. In der Meisterausbildung unterrichte ich das ausführlicher als es hier zusammengefasst ist und mit Betonung auf den individuellen Gestaltungsfreiraum.

Der Reikischüler nimmt am Seminar bewusst oder unbewusst die Besonderheit des Initiationsraumes war und vielleicht ist das der Grund weshalb so viele Reikipraktizierende zu Hause gerne einen „Reiki Altar“ haben. Dieses Bedürfnis drückt sich auch bei Treffen aus, wo oft im Zentrum der Austragungsstätte ein Blumenarrangement hingestellt wird.

Ich denke, ein privater „Altar“ – ob im Zusammenhang mit Reiki oder nicht – bedient auch unser ureigenes Bedürfnis nach Ritualen, welches heute von den herkömmlichen Quellen (Kirche, Armee, etc.) für viele nicht mehr befriedigend abgedeckt wird. Es ist ignorant dieses Bedürfnis zu verneinen mit dem Argument „Reiki braucht keinen Altar“. reiki mit seiner inhärenten „Eigenintelligenz“ bedarf selbstverständlich keinerlei Rituale. Unsere Praxis, also der Umgang mit reiki, bringt eine Form hervor und die wiederum beinhaltet  bei einigen die Sehnsucht nach Ritualen. (Siehe NB am Ende dieses Artikels.) Rituale dienen dazu, Bewusstsein zu verankern. Äusserst nützlich und wertvoll für unsereins. Übrigens: die Gesänge und Begrüssungschoreographien von Fanclubs an Sportanlässen, oder das Feuerzeughochhalten beim Popkonzert, sind klassische Ersatzrituale.

Der professionelle Reiki Therapeut ist wohl beraten – wenn überhaupt – einen „Reiki Altar“ mit feinfühliger Zurückhaltung in seine Praxis zu integrieren. Tendenziell rate ich davon ab … für einige Klienten kann eine Kerze schon eine Provokation sein. Bei mir selber befindet sich kaum Asiatika im Behandlungsraum – auch diesbezüglich rate ich zur Zurückhaltung. Genauso verhält es sich übrigens mit abendländischen Symbolen oder Sinnbilder für philosophische Vorstellungen. Letztlich aber macht das jeder nach seiner eigenen Façon.

NB Mit Reiki so geschrieben ist Lehre und Praxis gemeint und reiki ist so geschrieben wenn es sich auf das energetische Phänomen „aus dem Ursprung des Lebens“ (Zitat ProReiki) bezieht.

 

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